ELISABETH WATERS

 

Die Klinge der Vernichtung

 

Alyssa kniete, einen der seltenen Momente der Stille genießend, in der Kapelle, als der Hausverwalter hereinkam und meldete: »Fräulein Alyssa, in der Großen Halle wartet eine Königliche Gesandtschaft. Du musst sie augenblicklich begrüßen.«

»O nein!«, rief Alyssa, die doch so ungern Besuch empfing und es überhaupt nicht schätzte, dass sie als das einzige derzeit anwesende Mitglied ihrer Familie diese Aufgabe wieder einmal zu übernehmen hatte. Sie musste nun wegen der Abwesenheit ihrer Eltern, über die diese vornehmen Gäste nicht entzückt wären, um Entschuldigung bitten … Aber sie war ein gehorsames, ein pflichtbewusstes Kind, und so eilte sie auf dem Pflastersteig zur Halle.

Dort wurde sie von drei Fremden erwartet: einem älteren Herrn, einer Dame mittleren Alters – alle beide in die bei Magiern so beliebte dunkelblaue Robe gehüllt – sowie von einem jüngeren Herrn, der an die fünf Jahre älter war als Alyssa und die erlesenste Kleidung trug, die sie je gesehen. Bei ihnen stand der Haushofmeister und plauderte höflich mit ihnen übers Wetter, derweil ein Page Wein einschenkte und ein zweiter ihnen die Reiseumhänge abnahm.

»Fräulein Alyssa, begrüße deine Gäste, den Herrn Großmagier Logas, Frau Magierin Sarras und Herrn Robert Fitzroy«, gebot der Haushofmeister, entfernte sich darauf auf einen Wink von Logas und nahm die Pagen mit.

Sie machte ihren Knicks und fragte sich dabei, was so hohen Besuch in die kleine, abgelegene Burg ihrer Eltern führte … Ihre Familie gehörte zum niederen Adel, und Großmagier Logas war, wie Alyssa trotz ihres Desinteresses für alle Vorgänge außerhalb ihrer Burg wusste, das Oberhaupt des Zaubererordens und Königlicher Rat. Was Herrn Robert anging, über den hatte sie noch nichts gehört … aber dem Nachnamen nach musste er eines der natürlichen Kinder des Königs sein.

»Ich bedaure, dass meine Eltern durch Abwesenheit verhindert sind, Euch zu empfangen«, sagte sie.

»Das ist nicht schlimm«, erwiderte Logas. »Unser Besuch gilt dir.«

»Mir?«, rief sie perplex. »Seid Ihr sicher?« fügte sie hinzu, und ihr blieb der Mund einen Moment lang vor Erstaunen offen stehen.

»Völlig sicher«, versetzte Frau Sarras. »Ich habe es nämlich … gesehen. Du bist die neue Hüterin.«

»Die Hüterin … wovon?«, fragte Alyssa, mit dem unangenehmen Gefühl, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.

»Die Hüterin der Klinge der Vernichtung«, verkündete der Großmagier in feierlichem Ton und fügte, da sie ihn verblüfft und fragend ansah, hinzu: »Du hast doch schon davon gehört, oder?«

Alyssa schüttelte den Kopf: Sie wagte nicht, etwas zu sagen. Ein allzu vertrautes Gefühl überkam sie – das Gefühl, dumm und hässlich, unhöflich und ganz und gar unbrauchbar zu sein … So fühlte sie sich gemeinhin in Gegenwart ihrer Mutter, und die verstärkte das, indem sie ihr sagte, wie dumm und zu gar nichts zu gebrauchen sie sei. Ihre Eltern hatten ihr niemals verziehen, dass sie nicht der Sohn geworden war, den sie sich gewünscht hatten und noch immer mit aller Macht und Kraft zu bekommen versuchten. Gerade deshalb befanden sie sich auch derzeit auf Pilgerfahrt zu einem weiteren Heiligtum, das in dem Ruf stand, Frauen Fruchtbarkeit zu schenken. Ja, sie waren mit ihr als einzigem Nachkömmling nicht zufrieden und versuchten wohl schon seit dem Jahr ihrer Geburt, sie zu ersetzen …

Hilfe kam ihr aber von einem, von dem sie sie nicht erwartet hätte. »Die Klinge der Vernichtung …«, deklamierte Fitzroy, »ist eine heilige Reliquie, ein Gabe der Älteren Götter. Ich schreibe eben ein Epos über dieses Thema … ich bin ja, wie du vielleicht weißt, Dichter.«

Nein, das hatte sie nicht gewusst, es beeindruckte sie auch nicht besonders. Außerdem schien ihr, dass etwas, was »Klinge der Vernichtung« hieß, eher als unheilig zu gelten hätte.

»Ich werde dich«, fuhr er fort, »bei deiner Suche begleiten, um dabei Material für mein Epos zu sammeln.«

»Suche?«, japste Alyssa.

»Das ist nicht so dramatisch, wie es klingt«, beeilte Sarras sich zu ihrer Beruhigung zu sagen. »Wir wissen, wo sich die Klinge befindet, und sie ist auch alles andere als groß: nur ein Dolch von etwa einem Fuß Länge, mitsamt dem Griff. Du musst nur hin und ihn dir holen, und nicht einmal allein. Zauberer Logas und ich begleiten dich, und wir haben drei Diener mit, die Proviant und Ausrüstung tragen. Dem früheren Hüter hat es ja beliebt, in dem Gebirge nördlich von hier Wohnung zu nehmen, aber bis dorthin ist es nur etwa eine Tagesreise.«

»Wenn Ihr ja wisst, wo die Klinge ist, hohe Frau«, erwiderte Alyssa mit allem Respekt, »wozu braucht Ihr dann mich?«

»Weil doch nur du damit umgehen kannst«, erklärte Logas.

»Aber ich kann nicht einfach fort von hier!«, protestierte Alyssa. »Es ist meine Pflicht, diese Herrschaft zu verwalten und in Schwung zu halten. Meine Eltern wären sehr böse, wenn ich ohne ihre Einwilligung verreise, wohin auch immer!«

»Das hier dürfte jeden ihrer möglichen Einwände hinfällig machen«, versetzte er und reichte ihr eine Schriftrolle mit dem königlichen Siegel.

Alyssa öffnete sie – eine an sie gerichtete Order, alles in ihrer Macht Stehende zur Unterstützung ihrer Eminenzen, des Großmagiers Logas und der Magierin Sarras, zu tun. Missmutig musterte sie das Pergament. »Und Ihr könntet mich sicher mit Eurer Magie zwingen zu tun, was Ihr wünscht!« Sie wusste gut, dass sie unhöflich war – konnte sich nun aber irgendwie nicht bremsen. »Nein«, widersprach Sarras jetzt prompt. »Auch wenn uns das möglich wäre, verbietet uns unser Gelübde, gegen den Geist einer Person, ohne deren Erlaubnis oder wider ihren Willen Zauber einzusetzen. Das gälte als schwarze Magie.«

Alyssa biss sich auf die Lippen. »Und wie kämen wir an den Ort mit der Klinge?«, fragte sie dann.

»Zu Fuß«, sagte Sarras. »Wie gesagt, es ist nicht weit von hier.«

»Ich weiß nicht, ob ich dafür die richtige Kleidung habe«, erwiderte sie nervös. »Ich war ja noch nie außerhalb dieses Landes.«

Sarras und Logas wechselten einen langen Blick – als ob sie, so Alyssas Eindruck, eine rechte Unterhaltung führten, ohne doch ein einziges Wort zu äußern.

»Es findet sich sicherlich etwas für dich zum Anziehen«, sagte Sarras, »und wir werden gemächlich reisen, wenn nötig. Der Schnee ist ja schon geschmolzen, so geht es sich auch nicht zu schwer. Du kannst es schaffen, Alyssa, das weiß ich.«

»Wenn du meinst, hohe Frau«, erwiderte die – und wurde sich plötzlich bewusst, dass ihr hier zum ersten Mal in ihrem Leben jemand in Amt und Würden gesagt hatte, sie könnte etwas tun –statt ihr zu sagen, dass sie dazu nicht fähig sei.

»Würdest du mir denn die Burg zeigen, Fräulein?«, fragte Sarras. »Ich würde sie gern kennen lernen.«

»Aber gern, meine Dame«, hauchte Alyssa und fuhr, mit Blick auf die zwei Herren, fort: »Ich schicke den Haushofmeister, dass er Euch auf Eure Gemächer bringt!«

»Ich bräuchte einen Schreibtisch, Papier, Federn und Tinte«, vermerkte Fitzroy wichtigtuerisch. »Ich muss an meinem Epos weiterarbeiten.«

»Man wird sich darum kümmern«, versprach Alyssa. »Bitte hier entlang, meine Dame.«

 

Frau Sarras zeigte ein höchst schmeichelhaftes Interesse für die alltägliche Verwaltungsarbeit in der Burg und schien von Alyssas Leitungsqualitäten recht beeindruckt. »Du führst den Hof sehr gut.«

»Das könnte jede, das ist ja nicht schwer«, erwiderte Alyssa achselzuckend. »Und es ist das Einzige, wozu ich tauge. Mein Vater sagt immer, sollte ich in den Himmel kommen, wäre das der sicherste Beweis für Gottes Gnade und Barmherzigkeit, da ich ja nichts täte, um mir seine Gunst zu erwerben.«

Sarras runzelte die Brauen. »Hätten deine Eltern vielleicht lieber einen Jungen gehabt?«

Alyssa nickte.

»Meine auch«, lächelte Sarras. »Zum Glück erwies ich mich als magiebegabt. Wenn ich nicht mit fünfzehn aufs Magierkolleg gegangen wäre, hätte ich mich eines Tages wohl umgebracht.« Sie warf Alyssa einen forschenden, fragenden Blick zu. »Hast du je an dergleichen gedacht?«

»Mich umbringen?«, sagte Alyssa achselzuckend. »Manchmal täte ich es ja am liebsten, aber ich werde es niemals tun. Es ist eine Sünde! Und … wer würde sich um die Burg kümmern, wenn ich tot wäre?«

»So halten dich Glaube und Pflichtgefühl am Leben?«, fragte Sarras, der ihre Antwort offenbar gefallen hatte.

»Ich meine doch. Aber ich habe nie viel darüber nachgedacht, dazu habe ich auch zu viel zu tun.«

Sarras lächelte. »So, dann werde ich mich um die Verpflegung für diese Reise kümmern, und du sagst dem Haushofmeister, was er für die nächsten Tage alles zu besorgen hat.«

 

Sarras war überaus tüchtig: Bis zum Abendessen hatte sie für Alyssa feste Kleidung und Stiefel sowie für alle den nötigen Proviant aufgetrieben. Nun versuchte sie sogar, Fitzroy dazu zu bringen, zu einer vernünftigen Zeit schlafen zu gehen … statt alle Welt zu zwingen, aufzubleiben und sich anzuhören, was er wieder an Epischem zu Papier gebracht hatte …

Aber, dachte Alyssa, als sie, höflich lächelnd, aber heftig gegen die Langeweile kämpfend, so dasaß: Fitzroy zu hindern, sein Talent zu demonstrieren, das könnte nur ein Gott – oder vielleicht einer seiner »Älteren Götter«. Die wirkten sogar in seinem einschläfernd langatmigen Epos herzlos und böse … Zum Glück musste sie die nicht anbeten und verehren!

Seine Poesie, oder Prosa, sie war sich nicht ganz sicher, in welche Rubrik sein Werk fiel – war so stilvoll und gestelzt, dass man nie recht wusste, wovon sie letztlich handelte, doch, unterstellt, dass wenigstens ein wahres Wort daran war, klang das mit der Klinge der Vernichtung nun weitaus riskanter als bei den beiden Magiern. Er sprach von einer Zeit, in der sie ungehindert von Hand zu Hand gewandert sei, wobei es dann in kurzen Abständen heftiges Blutvergießen gegeben habe. Es war auch von Vernichteten oder Nichtsen die Rede, was anscheinend Monster oder in Monster Verwandelte oder Menschen waren, die sich wie solche gaben. Als der erste Hüter die Klinge in Verwahrung genommen habe, sei das der Beginn einer Ära des Friedens gewesen! Es folgte ein Loblied von einschläfernder Länge auf die Tugenden des ersten Hüters, und auf die seiner aberdutzend Nachfolger – am Ende war Alyssa immer noch nicht recht klar, was ein Hüter zu tun hatte. Sie war aber viel zu müde, um sich darum graue Haare wachsen zu lassen – und froh, sich in ihr Bett flüchten zu können.

 

Alyssa stand, wie üblich, bei Morgengrauen auf, Fitzroy aber war auch durch die resolute Sarras nicht frühmorgens aus dem Bett zu bringen. So war es schon Vormittag, als sie endlich aus der Burg kamen und die Straße zum Nordgebirge nahmen.

Der Tag hatte sonnig, wenn auch frisch, begonnen. Zu Mittag fühlte Alyssa »Feuchtes« im Gesicht: ob von Nebel, leichtem Regen oder spärlichem Schneefall konnte sie nicht sagen. Und eben diese Ungewissheit gab ihr ein noch viel unbehaglicheres Gefühl. Sie blickte in die Runde: Keiner der Übrigen schien etwas Ungewöhnliches zu bemerken.

Dann stieg das Gelände noch steiler an, und Alyssa schleppte sich grimmig voran und gab Acht, wohin sie den Fuß setzte. Der Weg war zum Glück gut zu erkennen: ein Band blanker Erde zu Füßen der mit Gras und Felsen, Kiefern und Kiefernzapfen, altem Laub und kahlen Bäumen bedeckten Berge. Der Schnee war fortgetaut, aber der Frühling noch zu sehr in den Anfängen; die Bäume zeigten noch kein Grün. Das Land wirkte kahl und öde.

Jetzt hörte sie hangauf, zur Rechten, etwas poltern, sah im Aufblicken einen faustgroßen Stein auf sich zuhüpfen. Gleich sprang sie beiseite, schrie und fuhr herum, um zu sehen, wer da warf, und sah auf halbem Hang ein Eichhörnchen hocken. Es schien auf sie böse zu sein – aber das ist ja Unsinn, schalt sie sich, wenn schon wütend, dann auf sich selbst, weil es auf dem losen Stein ausgerutscht ist! Es schimpfte sie alle noch kurz aus, machte dann kehrt und huschte, den eisgrauen Schwanz wie ein Banner hinter sich aufgereckt, in den nahen Wald.

Fitzroy seufzte. »Nur ein Eichhörnchen«, sagte er entrüstet. »Wovor hast du denn keine Angst? Also, wie soll ich denn mit solchem Quellenmaterial ein Heldenepos schreiben?«

»Denk dir doch einfach etwas aus!«, fauchte sie zurück. »Tun das die Dichter nicht sowieso?« Sie hatte keine Angst vor ihm – ihr war doch schon klar, dass er ein Idiot war, der nur wegen seiner hohen Geburt geduldet wurde.

»Genug!«, kam Logas’ Machtwort. Also schloss sie den Mund und richtete ihr ganzes Augenmerk wieder auf ihren Pfad. Es ging weiter steil bergan, und der Nebel, so nannte Alyssa das nun bei sich, trieb ringsum in weißen Schwaden dahin, wurde aber bald so dicht, dass sie kaum noch den Boden unter den Füßen, geschweige denn den Rest der Gruppe, sah.

Logas ging frisch und munter voran – und sie folgte grimmig, in seinen Fußstapfen, und betete zu Gott, dass er ihr die Kraft gäbe, Anschluss zu halten. Ihre Füße brannten, ihr Mund war bereits knochentrocken, der Kopf tat ihr weh, und jeder Atemzug fiel ihr schwer. Sie hätte gern um einen Halt, eine kleine Pause gebeten, fürchtete aber, einmal zum Stehen gekommen, nie mehr weitermarschieren zu können. So schleppte sie sich, klaglos, aber nur an den nächsten Schritt denkend, weiter. Der Himmel fügte dem Nebel noch Regen zu … Aber das konnte ihr nichts mehr ausmachen, darüber war sie hinaus.

Wie eine Ewigkeit später, schien es zumindest, kamen sie von dem schon schlammigen Weg auf einen Schiefersteig … Alyssa, die inzwischen fast wie im Schlaf ging, wurde sich des neuen Pfads aber erst so recht bewusst, als sie sich an dessen Rand den linken Fußknöchel übertrat! Dann kam Sarras aber an ihre Seite, stützte sie am Ellbogen und murmelte: »Sei vorsichtig hier, die Steine werden bei Nässe sehr rutschig.«

Alyssa konzentrierte sich dann auf jeden Schritt und war für den stützenden Arm recht dankbar. Ihr Knöchel schmerzte beim Auftreten … aber da ihr nun fast alles wehtat, schien das vollends egal.

Nicht lange, da fiel ihr auf, dass der Fels unter ihren Füßen trocken war, und als sie aufblickte, sah sie, dass sie in ein Mittelding zwischen Haus und großer Höhle kamen.

»Das ist es«, strahlte Logas. »Wir kamen schneller vorwärts, als ich dachte. Nun müssen wir nur noch den Dolch holen und ihn zu seinem neuen Heim bringen.«

»Morgen«, sagte Sarras entschieden.

»Was?«, rief Logas und sah sie erstaunt an. »Wir könnten mit unseren Zauberstäben für zusätzliches Licht sorgen.«

»Es regnet«, gab Sarras zu bedenken und wies ins Freie. »Der Weg ist doch eh schon glitschig und wird in einer Stunde die reinste Rutschbahn sein. Und deine Hüterin ist nicht in der Verfassung, heute Abend noch weiterzumarschieren. Schau sie dir doch an!«

Er musterte Alyssa von Kopf bis Zeh, runzelte dann die Stirn und fuhr ihr kurz, in einem Fuß Abstand, mit der Rechten die Seite entlang. »Nass bis auf die Haut, durchfroren, und jeder Muskel von der Taille abwärts fängt an, sich zu verkrampfen, dazu Symptome von Höhenkrankheit und Austrocknung. Dann noch der verstauchte Knöchel«, brummte er und schüttelte ungläubig den Kopf. »He, Fräulein, warum hast du nichts gesagt?«

Alyssa sah ihn verdutzt an. »Sollte ich das, mein Herr?«

Er seufzte. »Ja, du hast Recht, Sarras; unsere Mission kann bis morgen warten. Hier gibt es eine Grotte mit einer Wandkammer, links voraus … Schaffe sie dorthin und kümmere dich um sie. Wir anderen werden in der inneren Halle schlafen.«

»Sehr schön«, sagte Sarras, und an die Diener gewandt: »Nun bringt bitte unsere Schlafsäcke in diese Kammer, sowie einen vollen Wassersack.«

»Unglaublich, dieser Ort«, schwärmte Fitzroy. »Ich habe noch nie Vergleichbares gesehen. Aber, welche Worte nehme ich, um sie zu beschreiben?« Und dann wanderte er, fünffüßige Jamben vor sich hin murmelnd, tiefer in die Grotte hinein.

»Ist mir egal, ob er des Königs Sohn ist …«

»Sarras, soll ich uns eine schöne Suppe kochen?«, schnitt ihr Logas das Wort und den Faden ab, den sie zu spinnen dachte. »Ich zünde jedenfalls in ein paar Minuten ein Feuer an.«

»Ja, danke, mein Lieber«, erwiderte Sarras – an die Gegenwart neugieriger Diener erinnert – förmlich. Dann schleifte sie Alyssa zur besagten Nische, setzte sie auf die Holzbank, die sich dort fand, nahm ein paar Sachen aus ihrem Rucksack und schob ihr, als der Diener, der ihre Nachtlager bereitet hatte, wieder gegangen war, ihren Wassersack hin: »Trink ein wenig davon, aber langsam … keine hastigen Schlucke, sonst wirst du krank.«

Alyssa war so müde, dass sie es kaum mitbekam, wie kurz darauf ein Diener einen Stoß Holz hereinbrachte, die Scheite aufschichtete und Sarras, kaum dass er weg war, das Feuer mit einem Wort … aber wie in Gedanken woanders … anzündete.

Dann kam auch schon Logas mit zwei Bechern Suppe herein, von denen er einen Alyssa reichte. »Trink das«, murmelte er. »Du brauchst etwas Warmes, das dir Kraft gibt …« Darauf stellte er den anderen Becher neben sie auf die Bank, kniete vor sie hin, ergriff ihren linken Fuß und begann, ihr den Stiefel aufzuschnüren. Aber sie – außer sich vor Schreck ob der Aussicht, dass ein Mann ihre Knöchel zu sehen bekäme – entzog ihm ihren Fuß so heftig und ließ ihre Röcke so schnell hinab, dass sie dabei fast die Suppe verschüttet hätte. Aber die hastige Bewegung tat dem Knöchel auch nicht gut und so kämpfte sie bei dem jähen Schmerz, der sie da durchfuhr, mit den Tränen.

Jetzt lehnte Logas sich auf die Hacken zurück und sah ihr so scharf in die Augen, dass sie sie schnell niederschlug und in die Suppe starrte. »Sarras«, sagte er ruhig, »komm bitte her und hilf mir, Fräulein Alyssas Knöchel zu heilen … So wird sie nicht lange weitermarschieren können, und wir haben ja nicht für eine Woche zu essen und zu trinken mitgebracht, nicht?«

»Wohl kaum«, stimmte Sarras ihm zu. »Und sie hat schon genug gelitten!« Damit kauerte sie sich zu ihm, tätschelte ihr das Knie. »Du warst noch nie bei Magiern in Behandlung, oder?«

»Ich habe noch nie einen getroffen«, versetzte Alyssa. »Aber es schickt sich doch nicht, dass ein Mann meine Knöchel sieht.«

»Oh, bei einem Magier ist das ganz in Ordnung«, sagte Sarras entschieden. »Die Heilkunst ist ja eine Gottesgabe. Hast du noch nie vom Handauflegen gehört?«

»Doch, aber ich dachte, das machten Priester.«

»Logas ist Priester.«

»Ach ja?«, staunte Alyssa – der Kaplan im Dienst ihrer Eltern trug immer nur einen schlichten schwarzen Talar, und deshalb hatte sie gedacht, alle Priester kleideten sich so, und über Magier und Hexer hatte sie sich wirklich noch nicht den Kopf zerbrochen …

»Doch ja«, sprach Logas. »Nicht wenige Magier sind zugleich auch Priester, meist Heilerpriester. Beim Orden des heiligen Lukas sind es beinahe alle.«

Sarras fasste ihren verstauchten Fuß und zog ihr behutsam den Stiefel aus. Da starrte Alyssa entsetzt auf ihren Knöchel hinab; er war rot und deutlich geschwollen!

»Keine Sorge«, rief Logas. »Das haben wir im Nu! Du trinkst einfach deine Suppe vollends aus und lässt uns unsere Arbeit tun.«

»Gut«, meinte Alyssa, so nervös, unbeholfen und schrecklich verlegen sie sich auch fühlte … schlürfte die abkühlende Suppe und verfolgte, was geschah: Logas hielt eine Hand über den Knöchel und streckte die andere Sarras hin. Die nahm sie mit der freien Hand, derweil sie mit der anderen weiter den Fuß stützte … Und Alyssa war, als ob die beiden blau oder grün anliefen – erst an den verschränkten Händen, dann im Gesicht und nun an den Händen dort an ihrem Fuß. Blaugrünes Licht strömte aus jenen Händen und hüllte ihren Knöchel ein, und da schwand die Schwellung zusehends. Und als das Licht gleich darauf erlosch, sah auch der Knöchel wieder ganz heil und normal aus.

»Gütiger Himmel«, murmelte Alyssa erstaunt, »das hat ja gut geklappt.« Und als sie ihren Fuß probeweise drehte, wendete, merkte sie, dass er jetzt gar nicht mehr wehtat.

»Iss deine Suppe«, mahnte Logas. »Einen Teil der Heilenergie liefert dein Körper, also musst du etwas essen und dich ordentlich ausruhen. Aber bis morgen solltest du wieder wohlauf sein.« Darauf erhob er sich, geschmeidig wie eine Katze, und ging.

Nachdem Alyssa aufgegessen hatte, versuchte sie aufzustehen. Prompt fiel sie um. Da half die Magierin ihr auf und zog sie nun mit einem Geschick, das von viel Erfahrung zeugte, nackt aus, rieb sie mit einem groben Leintuch von Kopf bis Fuß ab und packte sie in ihren Daunensack. Ob sie nun einschlief oder ohnmächtig wurde, hätte Alyssa nicht sagen können … nur: dass sie sich an nichts mehr erinnerte.

 

Sie vernahm Stimmen – glaubte aber zu träumen, da es doch zu dunkel und still für den Morgen war …

»… Fitzroy?«, hörte sie eine Frau flüstern.

»Als ich ging, sah er nach dem Begräbnis«, war nun die tiefe Stimme eines Mannes zu hören. »Dann ist es doch gut, dass wir die Nacht über geblieben sind. Es hat mir keiner gesagt, dass der Leichnam des Hüters noch hier ist. Ich dachte, er hätte Diener gehabt, aber die sind wohl auf und davon, als er tot war.«

»Und die Klinge?«

»Liegt auf dem Altar, wo sie hingehört. Aber da ist sie auch gut aufgehoben, bis die Kleine aufwacht und sie übernimmt.«

Da begriff Alyssa, dass sie nicht zu Hause war und wach lag. Sie schlug die Augen auf: Ja, sie befand sich in der Wandkammer, in der sie am Vorabend eingeschlafen war. Das Feuer war niedergebrannt und würde binnen einer Stunde ausgehen, falls kein Holz nachgelegt würde. Sie lag, in ihren Schlafsack eingerollt, auf dem blanken Fels. Als sie sich zu bewegen versuchte, tat ihr der ganze Körper weh. Ihr Knöchel war zweifellos geheilt, aber jeder Muskel, den sie am Vortag gebraucht hatte, schmerzte … Da biss sie die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.

»Ich geh sie wecken«, sagte Sarras. »Ich habe so das Gefühl, dass die Klinge jetzt so bald wie möglich in ihre Obhut gelangen sollte.«

»Du glaubst doch nicht etwa, die Diener dächten daran, sie anzufassen?«

»Die nicht«, erwiderte Sarras, »aber für Fitzroy würde ich nicht die Hand ins Feuer legen.«

»Nun komm, Sarras«, sagte Logas geduldig, »Ich weiß, dass du von dem Jungen nichts hältst, aber so ein Idiot ist er doch auch nicht. «

»Du siehst an ihm wohl Anzeichen von Intelligenz, mein Herr, die mir entgangen sind«, meinte die Magierin mit vor Ironie triefender Stimme. »Fräulein Alyssa, zumindest, jammert und klagt nicht und versucht auch nie, die Leute mit ihrer hohen Geburt und Stellung zu beeindrucken.«

»Wenn du meinst, die Dame habe nicht den Sinn und Verstand, zu sagen, wenn ihr etwas wehtut, hast du Recht«, spottete Logas. »Ich glaube auch nicht, dass ihr bereits klar ist, was das für sie gesellschaftlich heißt, Hüterin zu sein.«

»Wenigstens hat sie uns beim Herweg nicht aufgehalten.«

Da sah Alyssa, wie der Ledervorhang sich bewegte und schloss schnell die Augen. Die brauchten ja nicht zu wissen, dass sie sie belauscht hatte.

Röcke rauschen dicht an ihrem Ohr, der zarte Druck einer Hand um ihre Schulter: »Fräulein Alyssa, Zeit aufzuwachen!«

Sie blinzelte schläfrig zu Sarras auf. »Schon Morgen?«

»Vormittag«, sagte die Magierin lächelnd. »Oh, du warst sehr müde, so ließen wir dich schlafen.«

Mit zusammengebissenen Zähnen, um nicht vor Schmerz zu stöhnen, setzte Alyssa sich vorsichtig auf. Da bemerkte sie, dass sie nackt war, und zog sich hastig den Schlafsack über die Brust hoch. »Das ist wohl das erste Mal in zehn Jahren, dass ich in den Tag hinein geschlafen habe«, bemerkte sie. »Hier drinnen sieht man es nicht, wenn der Morgen graut.«

»Ja, wirklich nicht«, stimmte Sarras ihr zu, nahm von einem Halter beim Feuer ihre Sachen ab und zog ihr als Erstes ihr langes Hemd über den Kopf. »Bringst du da die Arme durch?«

Alyssa schaffte es, wenn auch mit Schmerzen. Nun half Sarras ihr auf die Beine und in die übrigen Sachen. »Geh doch etwas umher, das lockert deine Muskeln. Ich hole dir derweil etwas Suppe.«

Alyssa ging beim Feuer auf und ab. Da stellte sie überrascht fest, dass Sarras sehr Recht hatte: Je mehr sie umherging, desto leichter ging es. Und als Sarras mit der Suppe zurückkam, konnte sie sich zum Essen schon auf die Bank setzen. »Kehren wir heim, sobald wir die Klinge haben?«

»Ja«, sagte die Magierin, »mit etwas Glück sind wir so gegen Abend wieder bei dir zu Hause. Du solltest eines Tages zur Ausbildung ins Magierkolleg, aber …«

»Fitzroy!«, hörten sie da Logas aufschreien.

»Nein!«, japste Sarras und stürzte hinaus. Und Alyssa stellte den Becher ab und folgte ihr, um zu sehen, was zwei gesetzte Magier so aus der Fassung bringen konnte …

Der junge Herr Robert Fitzroy stand, ein Messer von Eisen in der Rechten, im Höhleneingang. Sein Rock war zerfetzt, Blut rann ihm über Gesicht und Arme. »Nein, ich tauge zu nichts«, murmelte er, wie betäubt. »Ich bin ein schlechter Dichter. Niemand mag meine Werke. Niemand mag mich. Ich bin nichts, ein Nichts.«

»Fitzroy!«, rief Logas gebieterisch. »Leg die Klinge nieder!«

Leider hatte Fitzroy weder Ohren noch Augen für irgendjemand. »Ich sollte nicht existieren«, fuhr er betrübt fort. »Ich sollte tot sein.« Damit kehrte er den Dolch gegen seine Brust und starrte wie hypnotisiert darauf.

»Alyssa«, flehte Sarras, »nimm ihm diese Klinge ab.«

Und die folgte dem Ton in Sarras’ Stimme, ohne nachzudenken –den Befehlen Älterer zu gehorchen, war ihr ja seit langem Gewohnheit. Und so stürzte sie sich mit drei, vier Schritten auf Fitzroy, um ihm den Dolch zu entringen, zu entreißen.

Aber er war älter und kräftiger als sie – und sie von den Mühen des Vortages mitgenommen. So stürzten sie, ineinander verknäult, um die Klinge ringend zu Boden … Und als Alyssa sie ihm schließlich entreißen konnte, hatte er sich schon so schwere Brustverletzungen zugefügt, dass ihm beim Atmen Blut aus dem Mund tropfte … und sie selbst war mit seinem Blut beschmiert.

So kniete Logas sich rasch neben ihn und fuhr ihm mit beiden Händen in geringem Abstand über den Leib. »Sarras!«, keuchte er. »Komm, hilf mir!«

Da wich Alyssa zurück, damit sich die Magierin an die andere Seite des Verletzten knien konnte, und verfolgte fasziniert, wie die beiden über ihm die Hände verschränkten … ein blaugrünes Licht strömte hervor, das sich zwischen ihnen nun sammelte.

Sieht wie der Nebel aus, durch den wir auf dem Herweg zogen, dachte sie. Aber der um Fitzroy verflog, als ob ihn ein Wind wegblasen würde … Und nach ein paar Minuten ließen die beiden Magier einander los und lehnten sich leicht zurück. Logas schloss Fitzroy mit ausgestreckter Hand die Augen, und Sarras drehte sich besorgt zu Alyssa um und fragte: »Alles in Ordnung?«

Alyssa starrte auf den Dolch in ihren Händen. »Das also ist die Klinge der Vernichtung«, sagte sie. Es war keine Frage. Sie spürte diese in der Klinge gefangene Kraft, die Fitzroy dazu gebracht hatte, sich umzubringen, und auch sie drängte, die Hand gegen sich zu erheben … Ihr war, als ob ihr jemand ins Ohr spräche, als ob ihr die Mutter ins Ohr flüsterte und sagte – sie sei ein Nichts, sei hässlich, dumm und zu nichts zu gebrauchen, und es wäre besser, sie wäre nie geboren, und sie sollte diesen offensichtlichen Fehler korrigieren …

Aber sie hatte jahrelang mit diesem Gefühl gelebt und wusste, was davon zu halten. Das war eine emotionale Reaktion – sie fühlte sich elend dabei, musste aber nicht danach handeln … Sie war stärker! Ob irgendjemand sie liebte oder nicht, ja, ob alle Welt sie hasste – sie lebte, weil Gott es so gewollt hatte, und würde so lange leben, wie er es wollte, und kein Stück Eisen, und sei es noch so spitz und so scharf, brächte sie zu dem Versuch, das zu ändern.

Darum hat sie mich gefragt, ob ich schon daran gedacht habe, mich zu töten, dachte sie. Darum haben sie mich zur Hüterin dieser Klinge erkoren. Und Fitzroy starb, weil er, der immer Geschmeichelte, immer Gelobte dieses Gefühl nicht ertrug und diesen Schock nicht verkraftete. Aber ich habe das schon oft gefühlt, und werde es auch wieder haben, aber ich kann damit umgehen.

Ruhig blickte sie Sarras und Logas an. »Alles in Ordnung«, sagte sie. »Es ist schlimm, aber ich werde keine Dummheiten damit machen.«

»Leg sie auf den Boden«, riet Sarras. »Es wird sie nun wohl niemand mehr anfassen.« Und mit Blick auf die vom Grotteneingang entsetzt herstarrenden Diener: »Ich hole dir ein Seidentuch zum Einschlagen.«

Alyssa legte den Dolch angewidert nieder und bat: »Bring mir doch auch etwas Wasser. Blutverschmiert will ich die Klinge nicht einwickeln, sie würde nur an der Seide kleben.«

Sarras nickte kurz, verschwand in der Tiefe der Grotte und kehrte mit dem Wassersack und einem schwarzen Schal zurück. Da säuberte und verpackte Alyssa ihre Klinge, während Logas die Diener hieß, für den Transport der Leiche eine Bahre zu bauen, und Sarras den restlichen Proviant einpackte.

Dann stand Alyssa auf und starrte auf den Toten hinab. »Wir schaffen ihn besser so rasch wie möglich zu mir heim«, riet sie. »Wir haben ja nicht das Nötige dabei, um eine Leiche zu waschen und aufzubahren, aber dort hätten wir unsere Kapelle dazu. Dem König wäre es wohl nicht recht, wenn wir ihn hier beerdigten.«

»Sehr richtig«, sagte Logas und sah sich prüfend um. »Haben wir auch alles?«

»Fast!« Sarras machte kehrt, lief zum Ende der Höhle und kam einen Moment später zurück und gab Alyssa eine Messerscheide aus schwarzem Leder, die mit dünnen Tragriemen versehen war. »Hier für den Dolch, binde sie dir über den Rücken, du wirst für den Heimweg die Hände frei haben müssen.«

»Danke!« Alyssa steckte die eingeschlagene Klinge ein, hing sie sich über den oberen Rücken und zog ihren Umhang darüber – diesen Dolch würde sie wohl nicht schnell ziehen müssen.

 

Der Heimweg war kaum weniger übel als der Herweg. Wenigstens regnete es ja nicht. Aber der Pfad war lehmig und glitschig, und bergab waren andere Muskeln gefragt – und mit der Leiche kam man ja nur langsam voran. Die Diener wechselten einander mit dem Tragen ab, und selbst Logas beteiligte sich. Alyssa hatte nur den Dolch zu tragen, aber das war auch Last genug. Die Seide und das Leder halfen wohl – und doch war ihr, als ob er weiter auf sie einredete.

Als sie nur noch einige Meilen bis zur Burg vor sich hatten, brach die Nacht herein … Die beiden Magier zündeten an den Enden ihrer Stöcke Zauberlichter an, und damit ging es zügig weiter. Keiner dachte daran, Halt zu machen und ein Lager aufzuschlagen. Alyssa hatte sogar das Gefühl, sie könnte zweimal so weit marschieren, wenn sie die Sicherheit hätte, am Ende aus ihrem blutsteifen Gewand herauskommen und in ihrem eigenen Bett schlafen zu können.

Trotzdem, es war beinahe Mitternacht und Alyssa zum Umfallen müde, als sie endlich zum Tor kamen. Der Torwächter musterte ihre Truppe mit befremdetem Blick, was sie ihm auch nicht im Geringsten verdachte, und sagte nur eins: »Deine Eltern sind zurück.«

Da schloss sie für einen Moment die Augen und meinte: »Danke, dass du mir das gesagt hast, Jon.«

Jon öffnete das Tor, und die müde Schar zog still in den Hof ein. »Du gehst ins Bett, Alyssa«, befahl Sarras sanft. »Ich weiß ja noch, wo die Kapelle ist, und wir können uns auch um den Leichnam kümmern.«

»Aber, es ist doch meine Pflicht …«, hob Alyssa an.

»Deine erste Pflicht ist, dich um diese Klinge zu kümmern«, mahnte Sarras. »Nur du kannst sie ohne Gefahr halten, musst dafür aber gesund und ausgeruht sein! Sieh zu, dass du ein wenig Schlaf bekommst.«

»Ja, Fräulein Alyssa«, fiel Logas ein. »Geh du ins Bett. Wir übernehmen den Leichnam. Hätte ich besser auf Fitzroy aufgepasst, wäre das nicht passiert. Das ist meine Schuld.«

»Gut …« Alyssa war zu müde für Diskussionen. Sie schleppte sich die Treppe zum Dachboden hoch, schlich auf Zehenspitzen an den im Hauptraum schlafenden Mägden und Näherinnen vorbei und schlüpfte durch den Vorhang ihrer Schlafkammer. Da legte sie die noch in Seide gehüllte Klinge unter ihr Kopfkissen, zog ihre Kleider aus und warf sie auf dem Boden auf einen Haufen, wusch sich mit einem Leinenlappen und etwas Wasser aus ihrer Waschkanne das trockene Blut ab, zog ein frisches Nachthemd an und schlüpfte ins Bett.

 

Es war bereits der zweite Tag, an dem Alyssa bis weit in den Vormittag hinein schlief und dann von der Stimme einer Frau geweckt wurde, die vom Herrn Robert Fitzroy sprach. Diesmal aber war das ihre Mutter …

»Gütiger Gott, es ist wahr!«

Als Alyssa die Augen aufschlug, sah sie ihre Mutter auf das Häufchen blutbefleckter Kleider vor ihrem Bett starren.

»Du hast den Sohn des Königs getötet! Gott weiß, wie sehr mich dein Verhalten all diese Jahre enttäuscht hat, aber das ist mehr, als ich ertragen kann!«

So zeterte ihre Mutter, fuhr sodann herum, packte sie an den Schultern und schüttelte sie wie eine Flickenpuppe … »Dein Vater und ich«, schrie sie, »bieten dir ein Heim, das jedes vernünftige Kind nur zu gern hüten würde, aber du, was tust du, sobald wir dir bloß den Rücken kehren? Du läufst mit dem natürlichen Sohn des Königs davon … und tötest ihn dann!«

»Ich habe ihn nicht getötet!« Alyssa wollte sich wehren, wurde aber plötzlich von jenem unbehaglichen Gefühl gepackt, das die Predigten ihrer Mutter oft bei ihr erzeugten. Zumindest glaube ich, dass ich es nicht getan habe … aber es ging ja alles so schnell … habe ich ihn denn getötet?

»Komm mir nicht so frech!«, schrie ihre Mutter und schlug sie so wütend ins Gesicht, dass sie quer übers Bett flog und das Kopfkissen ins Rutschen kam, zu Boden fiel – und die in Tuch gewickelte Klinge mit ihm.

»Was ist das?«

Als Alyssa sich hochgerappelt und aufgesetzt hatte, sah sie entsetzt, dass ihre Mutter gerade die Klinge der Vernichtung auspackte und in die bloße Hand nahm. »Nicht doch!«, rief sie. »Leg sie weg! Sie ist gefährlich!«

»Zum letzten Mal: Komm mir nicht so frech!«, schrie die Mutter dafür. »Hast du ihn damit getötet, um für den Rest deines Lebens damit zu schlafen?« Darauf drang sie auf sie ein und richtete die spitze Klinge auf ihr Herz. »Oh, ich müsste dich mit eigener Hand töten und so dem König die Mühe ersparen!«

Alyssa saß wie vom Donner gerührt auf ihrem Bett und starrte erschrocken und entsetzt die Mutter an. Sie sieht wahrhaft aus, als ob sie mich töten könnte. Und hält zudem die Klinge der Vernichtung wie ihr Tischmesser – die hat ja überhaupt keine Wirkung auf sie.

Da fassten starke Hände durch den Vorhang, packten die Herrin an den Armen. Dann kam Sarras vollends herein und rief: »Der König wird es kaum schätzen, wenn du deine Tochter tötest. Er hält doch sehr darauf, dass die Rechtspflege sein Vorrecht sei.«

»Aber sie ist ja nur eine junge Frau, und er hat einen Sohn verloren!«

Sarras seufzte. »Alyssa, nimm du jetzt bitte die Klinge.«

Die klare Order riss Alyssa aus ihrer Lähmung. Sie erhob sich und bog ihrer Mutter die widerspenstigen Finger auf, bis die Klinge zu Boden fiel. Sie hob sie hastig auf, schlug sie in ihren Seidenschutz, schob sie, zur Sicherheit, wieder in die Scheide und verstaute das Ganze am anderen Ende des Betts.

»Sarras?«, rief da einer vom Dachboden her.

»Hier drinnen«, erwiderte die Magierin.

Nun trat Logas ein – gefolgt von Alyssas Vater. Die Magierin schob ihnen Alyssas Mutter entgegen, und Logas fasste sie und hielt sie fest. Derweil griff Alyssa sich ihr Gewand und zog es hastig an.

Zum Glück hatte ihre Mutter zu schreien aufgehört und schien jetzt etwas benommen zu sein. »Kümmere dich um sie«, sagte Sarras zu Logas. »Ich bringe Alyssa und die Klinge zum Magierkolleg.«

»Heute noch?«, fragte Logas. »Warum?«

Sarras nickte verächtlich zu Alyssas Mutter hin. »Sie bekam die Klinge in die Finger und wollte doch gleich ihre Hüterin töten.«

»Du meine Güte«, seufzte Logas. »Normalerweise geht die doch problemlos von einem Hüter an den anderen über.«

»Normalerweise lebt die neue Hüterin auch nicht mehr bei den Eltern«, sagte Sarras grimmig. »Alyssa, verzeih … Ich, von mir aus, zöge nicht jetzt gleich wieder los, aber was bleibt mir übrig? Pack ein, was du für dich brauchst, wir brechen auf, sobald du fertig bist.«

»Frau Sarras«, begann Alyssa, ein wenig verstört. »Wie lange bleiben wir weg?«

»Du kehrst nicht zurück, solange deine Eltern leben«, sprach Logas.

»Aber das ist mein Zuhause!«

»Nicht mehr«, versetzte Sarras kopfschüttelnd, legte Alyssa den Arm um die Schultern, drückte sie sacht. »Entschuldige, Kind, doch du kannst hier nicht bleiben. Aber mach dir keine Sorgen: Du erhältst eine ehrenvolle Stellung und wirst im Kolleg gut aufgenommen werden. Ich bin sicher, du wirst dort sehr glücklich und zufrieden sein.«

»Ihr könnt doch nicht so einfach hierher kommen und mir meine Tochter fortnehmen«, begehrte Alyssas Vater jetzt auf. »Wer wird dann diesen Hof verwalten?«

»Jemand anderes«, erwiderte Logas kühl. »Und wir können sie gewiss mitnehmen, mit schriftlicher Order des Königs!«

»Aber sein Sohn ist doch erst gestern gestorben … Das haben mir jedenfalls die Diener gesagt«, murmelte ihr Vater, wohl ganz verwirrt. »Wie konntet ihr so schnell eine schriftliche Anweisung von ihm bekommen?«

»Was hat denn Fräulein Alyssa mit seinem Tod zu tun?«, fragte Logas, nun offenbar fast so ratlos, verwirrt wie der Fürst.

»Sie glauben, ich hätte ihn getötet«, erklärte Alyssa.

Logas und Sarras starrten sie an, beide gleich verdutzt.

»Was?«

»Warum?«

»Wohl, weil wir ja hier mitten in der Nacht mit einer Leiche ankamen und ich als einzige blutige Kleider anhatte«, sagte Alyssa, jetzt recht bitter. »Das genügte, dass die Wächter zu tratschen anfingen, dann die Diener und Dienerinnen … und meine Eltern waren ja immer nur allzu bereit, das Schlimmste von mir zu denken.«

Logas starrte den Vater an. »Sie hat ihn nicht getötet. Das Blut geriet bei ihrem Versuch an ihre Kleider, ihm das Leben zu retten. Dass dies nicht gelang, ist nicht ihre Schuld«, sagte er und drehte sich zu Sarras um. »Du hast wieder mal Recht, werte Kollegin. Bring sie also so schnell wie möglich zum Kolleg. Ich werde dem König nun die Leiche seines Sohnes bringen, ihm alles erklären, und komme dann nach. Gute Reise!« Damit führte er Alyssas Mutter hinaus, und ihr Vater folgte ihnen, ohne sich noch ein einziges Mal umzusehen.

Alyssa starrte ihnen hinterdrein. »Ich werde die beiden nie mehr wiedersehen, oder?«, fragte sie, so leer fühlte sie sich nun innerlich.

»Nicht, wenn du Glück hast«, erwiderte Sarras grimmig.

»Aber sie hätte mich ja nicht umgebracht«, fuhr Alyssa auf. »Sie war immer irgendjemandem böse … normalerweise mir … aber sie hat doch noch nie jemanden umgebracht.«

»Sie hatte ja auch noch nie zuvor die Klinge der Vernichtung in der Hand«, sagte Sarras sanft. »Doch sie hätte dich sehr wohl umbringen können.«

»Aber die Klinge hatte bei ihr doch keinerlei Effekt«, sagte Alyssa, noch immer verdutzt … »Warum ist sie dagegen immun, und gäbe sie deshalb nicht eine bessere Hüterin ab als ich?«

»Sie ist nicht immun dagegen«, erklärte Sarras. »Niemand ist das. So denk mal nach: Was empfindest du, wenn du die Klinge berührst?«

Da runzelte Alyssa die Stirn. »Verzweiflung, glaube ich. Das Gefühl, dass ich nicht existieren sollte und dieses Versehen beheben sollte … Das ist auch Fitzroy passiert, nicht?«

Sarras nickte. »Allerdings. Die meisten fühlen das, wenn sie die Klinge berühren. Die will sie zunichte machen, zu einem Nichts. Hüterin muss jemand sein, der das auch fühlt und doch davon abzusehen vermag …« Sie setzte sich auf den Bettrand, schien plötzlich so müde. »Aber es gibt einige Menschen, die mit der Klinge umgehen können, ohne sich töten zu wollen. Es sind die, die schon zunichte gemacht, Nichtse sind. Es sind die, für die andere nicht Menschen, sondern Dinge sind, und die sich selbst für die einzigen wahren Menschen auf Erden halten. Wenn sie die Klinge in Händen haben, spüren auch sie ihren Tötungsdrang, kehren ihn jedoch nach außen, nicht gegen sich selbst. Während normale Menschen zu Selbstmördern werden, wird ein Nichts zum Mörder. Und darum braucht die Klinge die Hüterin, den Hüter.«

»Willst du damit sagen, meine Mutter gehöre zu den Nichtsen, von denen Rob Fitzroy sprach?«, fragte Alyssa ungläubig. »Und ich dachte, er beschriebe Monster!«

»In gewisser Weise stimmt das ja«, sagte Sarras freundlich. »Wer des anderen Schmerz nicht teilen kann, dem fehlt etwas ganz Wichtiges von dem, was einen Menschen ausmacht. Es ist sicher kein Trost für dich«, fügte sie hinzu, »aber du bist nicht die erste Hüterin mit einem Nichts als Mutter, Vater. Wer aber eine Kindheit unter solchen Bedingungen übersteht, hat eine sehr starke Persönlichkeit.«

»Die Hüterin muss stark genug sein, sich nicht zu töten«, hob Alyssa an, »aber …« – da verstummte sie und suchte nach dem richtigen Wort …

„… einfühlsam genug, um die Gefühle anderer zu verstehen«, schloss Sarras für sie. »Eine Hüterin muss das Gleichgewicht halten zwischen Stärke und Einfühlsamkeit. Eine seltene Gabe und Fähigkeit, und eine seltene Aufgabe und Bestimmung.« Nun erhob sie sich und fragte unvermittelt. »Apropos ›Gleichgewicht halten‹, kannst du reiten?«

»Ein Pferd?«, fragte Alyssa. »Ja, aber nicht sehr gut. Reiten wir zum Kolleg?«

Sarras nickte mitfühlend. »Wir erweitern ja wirklich unseren Horizont, nicht?«

»Eindeutig«, sagte Alyssa. »Ich lerne eine ganze Menge über Muskeln, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe. Ich wette, ich entdecke noch völlig neue an mir, bis wir zum Magierkolleg kommen, und wer weiß, was ich dort noch lerne!« Was es auch sei, es ist sicher interessanter, als für den Rest meines Lebens ein abgeschiedenes Gut zu verwalten. Und Sarras, auch Logas, scheinen mich zu mögen. Wenn die anderen Magier auch nur annähernd so sind wie die beiden, könnte ich dort vielleicht wirklich lernen, glücklich zu sein.

Da schenkte sie Sarras ein Lächeln und schloss: »Frau Sarras, mit Euch zu sein, ist wahrlich eine lehrreiche Erfahrung.«

Silberschwester - 14
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